Fastfood statt Genuss – GC-Konzert 2008

Zweimal war ich im Leipziger Gewandhaus, zweimal habe ich ein Konzert erlebt, welches einmalig schön war. Ein Genuss für die Sinne. In diesem Jahr sass ich in der Leipziger Arena und fühlte mich wie bei einem Amerikanischen Schnellimbiss: Es sah gut aus, es hatte viel drumherum – aber der Kern, der war pappig und machte Hunger auf etwas, was man hier nicht bekam.

2008: Oktoberfest? Nein ein Konzert

Ich war auf dem Eröffnungskonzert der GC 2008 … und erlebte ein Fastfood-Menü, wo früher Fünf-Sterne-Gänge normal waren.

Das Konzert, welches seit einigen Jahren in der Philharmonie auf Bestreben von Produzent Thomas Boecker aufgeführt wurde, fand in diesem Jahr nicht mehr statt. Den Fans wurde jedoch mit Video Games Live ein Konzert geboten, welches mit Mastermind Tommy Tallarico (Earthworm Jim, Sub Terrania, etc) mindestens gleichwertigen Ersatz versprach. Und nicht hielt.

Die Location war für ein klassisches Konzert unpassend. Mit Bier in der Hand auf Klappstühlen den Streichern lauschen – nein das klappt nicht. Doch viel schlimmer ist der grundlegende Fehler der Show. Nämlich dass es eine sein will. Wer in der Philharmonie sass der weiss um die Kraft der Spielesoundtracks, um die Schönheit sich in den eigenen Erinnerungen an die Spiele zu verlieren. Als damals Anno 1503 gespielt wurde, war das eine Aktustische und Visuelle Reise ohne Worte, ohne Vergleich. Jeder in dem Raum sah die Schiffe, spürte die Gischt. Fantastisch.

Als die VGM-Live spielte hämmerte der Beamer erbarmungslos Bilder von Starcraft in einen, die Lightshow blendete auf, die Musiker gingen unter in einem Gewirr voller Show. Ohne Emotionen… diese konnten bei allem Einsatz der Musiker gar nicht transportiert werden. Und auch nicht aufkommen. Kein Zurücklehen und Genießen. Stattdessen Gröhlen, Reizüberflutung und UNPASSENDE Szenen auf einer unspektakulären Leinwand.

Civiliziation, Super Mario und in Teilen Halo (dem starken Soundtrack geschuldet) zeigten, was Möglich gewesen wäre. Der Rest war, Entschuldigung, eine Verbeugung an eine Generation, die keine zwei Minuten still halten konnte. Die sich nicht treiben lassen kann von der Musik.

Unnötig. Denn das Publikum war durchaus in der Lage, die Klassiker genauso zu schätzen (und zu kennen) wie die Youngtimer. Das merkte man an den Reaktionen, dem Applaus. Wenn nicht wieder eine Lage Bier durch den Raum getragen wurde.

2008: Sorry für die Bildqualität

Ein Fast-Food-Konzert. Und es hat weh getan, lieb gewonnene Titel zu hören, die verramscht wurden. Sonic. Ich habe geweint, als es in der Philharmonie gespielt wurde. GEWEINT. Als es beim VG-Live erklang habe ich mich gefragt, was für einen miesen Spieler die da für die Szenen genommen haben, die hinter den Musikern ablief. Das das ganze wie Fahrstuhlmusik abgedudelt wurde möchte ich nicht kommentieren. Mario dagegen war Topp. Aber eines der ganz ganz wenigen Highlights.

Das echte GC-Konzert

2007: Leider für immer vorbei: Das echte GC-Konzert

Sepiroth! von FF7 (Pflicht für jedes Konzert scheinbar) war gut. Aber alle, die es 2006 in Leipzig gehört haben werden den Kopf schütteln. Werden sagen: Kein Vergleich. Beamer, Licht, Halle – werft es weg. Es ist nichtmal halb so gut gewesen wie ein Orchester, ein Dirigent und die Philharmonie.

Fast schon belustigt registriert man dann, dass kein Komponist dabei war. Alle grüssten artig von der Videoleinwand. Typisch amerikanisch. In den Vorjahren setzte sich der Daytona USA-Komponist ans Klavier – auf der Bühne! Castlevania wurde von der Komponistin gespielt! Unvergessliche Momente, die leider für immer vorbei sind. Stattdessen hektische Schnitte, Events und Gewinnspiele auf der Bühne!

Eine Mischung aus Trauer und Belustigung macht sich breit, wenn ich daran denke, dass das VG-Live Konzert so ein Erfolg in den USA war. Den Maßstab haben Andy Brick und das Prager Orchester gesetzt. Das VG-Live Konzert ist für sich genommen eine launige, gut gemachte Show. Aber es ist nicht so gut wie das, was in den Vorjahren da war.

Schade nur, das dieses „Event“ so supportet wurde und überall in den Medien erscheint. Die vorherigen, einfach symphatischen Konzerte damals aber kaum erwähnt wurden.

20 Minuten tosender Applaus GC-Konzert 2006 und sogar etwas länger 2007
Gröhlen und davontrampelnde Leute noch während der Zugabe (FF7) beim Konzert 2008

Fastfood für die Massen eben. Schade.

Die Komponisten!

2007: Nicht nur per Videobotschaft sondern wirklich da: Die Komponisten der Titel!

Welt.de hat da eigene Worte für

Hinterlasse einen Kommentar